16. März 2023 – Radio Brocken
In ein paar Jahren sollen alle alten Gas- und Ölheizungen durch Heizungen mit erneuerbaren Energien ausgetauscht werden. So viele Alternativen gibt es da nicht. Für viele Hausbesitzer kommt eine Wärmepumpen in Frage. Doch es gibt hier Vorbehalte: Wärmepumpen sind teuer, laut und Stromfresser? Die Antworten dazu lesen Sie hier.
Wärmepumpen boomen – sie gelten als beste Alternative zu Heizungssystemen, die auf fossilen Brennstoffen basieren und tragen zur Unabhängigkeit von Heizöl und Erdgas bei. Dennoch gibt es wohl kaum eine Heizungsart, über die so viele Vorurteile kursieren wie über Wärmepumpen. Doch was ist dran an den hartnäckigen Irrtümern?
1. Behauptung: Wärmepumpen sind nur für gut gedämmte Neubauten geeignet
Stimmt nicht!
Fakt ist: Wärmepumpen funktionieren am besten bei niedrigen Vorlauftemperaturen und sind damit ideal zum maßgeschneiderten Einbau in Neubauten. Inzwischen sind diese Geräte in mehr als der Hälfte aller neuen Wohnhäuser eingesetzt.
Aber Wärmepumpen können dennoch auch in alten Bestandsgebäuden sehr gut installiert werden, beispielsweise im Zuge einer Renovierung oder beim Austausch der alten Öl- oder Gasheizung. Sogar in eher schlecht isolierten Altbauten können Wärmepumpen eine gute Energieeffizienz erreichen. Allerdings sollte eine Vorlauftemperatur von über 50 Grad nicht erreicht werden, sonst wird es ineffizient“. In den Studien wurden durchschnittliche Jahresarbeitszahlen von 3,1 für Luft-Wasser-Wärmepumpen erzielt. Das bedeutet, dass mit jeder Kilowattstunde Strom 3,1 Kilowattstunden Wärme abgegeben wurde.
2. Behauptung: Wärmepumpen sind laut
Stimmt nicht!
Fakt ist: Luft-Wasser-Wärmepumpen nutzen Ventilatoren, um Luft anzusaugen und auszublasen, was Strömungsgeräusche erzeugt. Auch der Kompressor kann ein hörbares Brummen abgeben, das durch die Vibration der Wärmepumpe entsteht.
Doch die modernen Wärmepumpen sind sehr leise und haben eine Schallleistung von unter 30 dB - sind im wahrsten Sinne des Wortes flüsterleise sind. Zum Vergleich: 30 dB entsprechen der Lautstärke von Flüstern, 40 dB der Lautstärke von Kühlschränken.
Beim Aufstellen der Geräte im Freien ist es sinnvoll, darauf zu achten, wo diese stehen. So sollte eine ausreichende Entfernung zu Mauern und Nachbarn vorhanden sein, um eine stärkere Geräuscheentwicklung zu vermeiden. Auch Schwingungsdämpfer und Schallschutzhauben vermindern den Geräuschepegel.
3. Behauptung: Wärmepumpen sind teuer
Stimmt nur bedingt!
Fakt ist: Wärmepumpen sind auf den ersten Blick in der Anschaffung teuer. Aber es lohnt sich ihre Investition auf lange Sicht. Wärmepumpen werden zudem durch staatliche Fördermittel - bis zu 45% - unterstützt, die dann schon einen Teil bei den Investitionskosten ausgleichen. Anträge und Infos dazu finden Sie hier: BAFA
Noch ein Pluspunkt spricht für eine Wärmepumpe: Diese haben im Vergleich zu anderen Heizungsanlagen auch die bei weitem am niedrigsten Betriebskosten. So können bei einem durchschnittlichen Einfamilienhaus innerhalb von 10 Jahren zwischen 6.000 und 12.000 Euro an laufenden Kosten eingespart werden, natürlich abhängig von der Entwicklung der Gas- und Strompreise.
4. Behauptung: Wärmepumpen sind Stromfresser
Stimmt nicht!
Fakt ist: Wärmepumpen benötigen Strom, um zu funktionieren. Der tatsächliche Stromverbrauch ist allerdings viel geringer als oft angenommen. Die modernen und effizienten Wärmepumpen benötigen nur noch etwa 20 Prozent des Stroms im Vergleich zur erzeugten Wärmeleistung, also nur einen Bruchteil des Stroms, um 100 Prozent Wärme zu erzeugen. Somit ist die Wärmepumpe in der Energiebilanz praktisch nicht zu schlagen. Auch eine Studie, die das Heizen mit Wärmepumpe und Wasserstoff verglich, kam zu einem klaren Ergebnis.
Noch besser: Wer eine eigene Photovoltaik-Anlage hat, kann die Wärmepumpe sogar mit hauseigenem Öko-Strom betreiben.
5. Behauptung: Wärmepumpen eignen sich nicht für Mehrfamilienhäuser
Stimmt nicht!
Fakt ist: Die Wärmepumpen werden häufiger in Ein- und Zweifamilienhäuser eingesetzt, dabei sind lediglich in Deutschland nur 59 Prozent der gesamten Wohnfläche damit abgedeckt. Die anderen 41 Prozent der Wohnfläche in Mehrfamilienhäusern müssten dann ebenfalls noch ökologisch beheizt werden, um eine tatsächliche CO₂-Neutralität zu erreichen.
Ein internationales Forschungsprojekt hat verschiedenen Lösungen erarbeitet, wie Wärmepumpen in Mehrfamilienhäusern sinnvoll genutzt werden können. So könne man zentralisierte Wärmepumpen-Systeme für das gesamte Gebäude einsetzen. Das wären dann eine Kombination aus zentraler und dezentraler Versorgung, Wärmepumpen für eine Wohneinheit oder für mehrere Wohneinheiten, sowie Wärmepumpen für einzelne Wohnungen oder sogar einzelne Räume.
6. Behauptung: Wärmepumpen bringen bei Minusgraden nur als Hybridheizung genug Wärme
Stimmt nicht!
Fakt ist: Moderne Wärmepumpen sind auch so in der Lage, alleine ein Haus mit ausreichend Wärme zu versorgen. Bestimmte Modelle schaffen dies selbst bei niedrigen Außentemperaturen bis zu minus 29 Grad. Als Hybridkombination schafft natürlich in besonders kalten Zeiten eine zusätzliche Unterstützung. Hier ist eine gängige Methode die Kombination von Wärmepumpen mit Heizstäben, die nur zu Spitzenlasten zum Einsatz kommen.
7. Behauptung: Wärmepumpen funktionieren nur mit Fußbodenheizung
Stimmt nicht!
Fakt ist: Wärmepumpen eignen sich sowohl für Fußbodenheizung als auch mit nahezu jedem Radiator bzw. normalen Heizkörper, solange diese ausreichend groß dimensioniert sind. Sollten die Heizkörper doch zu klein sein, können sie gegen größere ausgetauscht werden, was in der Regel problemlos vonstatten geht. Eine Ausnahme sind massive Heizkörper, die Vorlauftemperaturen von 60 oder 70 Grad brauchen. Praktisch jedes Haus kann also mit einer Wärmepumpe ausgestattet oder bei einer Sanierung umgerüstet werden.
8. Behauptung: Wärmepumpen brauchen viel Platz
Stimmt nicht!
Fakt ist: Wärmepumpen sind eine platzsparende Lösung. Denn im Gegensatz zu einem Öl-Brenner oder einer Gas-Therme können sie eben auch außerhalb der Wohnung bzw. des Hauses installiert werden. Bei der Auswahl der Größe der Wärmepumpe werden unter anderem der bisherige Öl- oder Gasverbrauch berücksichtigt, da anhand dieser Werte die effektiv benötigte Heizenergie ermittelt werden kann.
9. Behauptung: Wärmepumpen können nur heizen
Stimmt nicht!
Fakt ist: Wärmepumpen sind echte Multitalente. Sie liefern nicht nur Heizwärme und Warmwasser, sondern können auch dazu genutzt werden, den Raum auf eine energieeffiziente Art und Weise zu kühlen - quasi wie eine Klimanlage. Das geht entweder aktiv oder passiv. Hierbei wird der Wärmepumpenkreislauf umgekehrt, wie beim Kühlschrank. Wichtig: Für die Kühlung sollte darauf geachtet werden, dass der Taupunkt nicht unterschritten wird, damit sich keine Feuchtigkeit an Böden oder Heizkörpern niederschlägt. Eine Vorlauftemperatur von mindestens 20 Grad stellt das aber sicher.
10. Behauptung: Wärmepumpen haben eine kurze Lebensdauer
Stimmt nicht!
Fakt ist: Bei regelmäßiger Wartung hält der Kompressor der Wärmepumpe - das ist der empfindlichste Teil - etwa 50.000 Betriebsstunden, was einer Lebensdauer von 25 bis 30 Jahren entspricht.
Allerdings gibt es jedoch Unterschiede zwischen Wärmepumpen, die den Großteil der Energie zum Heizen aus der Umweltluft – ziehen, und Erd-Wärmepumpen. Im Schnitt wird inzwischen von einer Lebensdauer von etwa 20 Jahren ausgegangen, so die Hersteller. Dabei halten die Erdwärmegeräte länger, weil sie mit konstanten Temperaturen im Erdreich von um 10 Grad weniger beansprucht werden als Luftwärmepumpen.
In einer Abstimmung am Dienstag votiert das EU-Parlament einheitlich ür Zwangssanierung von Häusern. Einzelheiten dazu lesen Sie hier: EU-Entscheidung