Die Kunst, den Hirsch zu rufen, ist ein anspruchsvolles jagdliches Handwerk.
Wenn Ihnen demnächst ein netter Herr im Wald begegnet, der in eine Gießkanne brüllt, dann ist es wahrscheinlich Hans Günter Schärf aus St. Andreasberg.
Der 57-Jährige ist Hirsch-Schrei-Imitator und nicht der einzige mit diesem ungewöhnlichen Hobby. Unsere Sachsen-Anhalt Reporterin Victoria Hein hat sich mit dem ehemaligen Bürgermeister getroffen und auch selbst versucht, einen Hirsch anzulocken.
Früh übt sich, wer ein Meister werden will. Schon in seiner Kindheit war Hans Günter viel mit seinem Vater im Wald unterwegs. Er kennt seitdem die Hirschrufe während der Paarungszeit sowie deren Bedeutung. Irgendwann hat er dann versucht, mithilfe einer Gießkanne die Töne nachzuahmen. Beim Hirschrufer Wettbewerb belegte er mit einem Bierglas auf Anhieb den 4. Platz und wurde 2016 sogar deutscher Meister.
Tradition und Technik
Die Kunst Hirsche zu rufen ist allerdings nicht nur ein lustiger Zeitvertreib, sondern ein anspruchsvolles jagdliches Handwerk und gehört als die „Hohe Schule“ der Lock- und Rufjagd zu einer jahrhundertelangen Tradition. Das Ziel beim Hirschrufen besteht darin, während der Brunftzeit unseres Rotwildes, von September bis Anfang Oktober, auf dem Brunftplatz dem „Platzhirsch“ einen Nebenbuhler vorzutäuschen, damit er zusteht und so aus der Deckung tritt. So kann der Jäger ihn beurteilen und entscheiden, ob er ihn erlegen darf oder nicht.
Die Stimmung des Hirsches ist besonders wichtig
Man sollte wissen, wie sich Hirsche im Wald anhören. Die unterschiedlichen Rufe haben nämlich auch verschiedene Bedeutungen. So gibt es zum Beispiel Unterschiede zwischen jungen und alten Hirschen auf der Suche nach einem Weibchen oder Rufe, wie „lasst mich in Ruhe, aber ich bin noch da“.
Um dem Hirsch das richtige entgegen zu rufen, benutzt Hans-Günter verschiedene Hilfsmittell. Das kann eine Papprolle, ein Stück Abflussrohr oder ein Ochsenhorn sein.