16. Februar 2023 – Radio Brocken

Sachsen-Anhalt Reporter

Ein Ruheort für Kraftfahrer & Reisende

In Jessen direkt an der B187 stehen unscheinbare Container. Doch darin verbergen sich üppig ausgestattet Motelzimmer für Durchreisende. Was sich hinter dem "Roatel"-Konzept verbirgt, haben wir für Sie herausgefunden.

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Fahrten durch beschauliche Gegenden, der stolze Fahrer allein mit seiner Maschine und ein Gefühl von unendlicher Freiheit – die Arbeit von Truckern wird gerade in Film und Fernsehen gerne romantisiert. In der Realität stehen dem jedoch oft wenig Schlaf, ein hoher Zeitdruck und insbesondere unkomfortable Schlaf- und Sanitärmöglichkeiten entgegen. Abhilfe soll in Jessen nun das „Roatel“ schaffen, das aus Containern für den Überseetransport gemütliche Zimmer für die Fernfahrern gebaut hat. Unsere Sachsen-Anhalt Reporterin Melanie Mertens hat sich das einmal genauer angeschaut.

Ein Container als Unterkunft?

Was von außen erstmal recht unscheinbar wirkt und eher an die Container von Baustellen oder Jahrmärkten erinnert, verbirgt viel mehr, als der erste Blick vermuten lässt.

Hinter den Türen, auf denen die Nummern 1 bis 4 prangen, stecken auf jeweils 7 Quadratmetern üppig ausgestattete Motelzimmer. Neben einem weichen Bett, das den Gästen als Ruhestätte dient, befinden sich auch Ablagemöglichkeiten für das Gepäck, Steckdosen und USB-Anschlüsse für die elektrischen Geräte und ein eigener Fernseher auf dem Zimmer. Außerdem sind die Zimmer mit einem Internetanschluss und einem eigenen Sanitärbereich samt Dusche ausgestattet.

Über allzu lauten Verkehrslärm müssen sich die Besucher im Übrigen auch keine Sorgen machen – für einen ruhigen Nachtschlaf ist mittels einer lärmdämmenden Isolierung gesorgt worden.

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Warum lieber das Roatel als das herkömmliche Motel?

Doch wie kam es zur Idee? Ausschlaggebend waren die Bedürfnisse der Fernfahrer und gesetzliche Regelungen der EU, die vorschreiben, dass diese mindestens 45 Stunden wöchentlich außerhalb des LKWs verbringen müssen – eine Zeitspanne, die teilweise nicht erreicht wird, wenn die Fahrer sämtliche Nächte in den LKW-Kabinen verbringen.

Da die Fahrer aufgrund des Zeitdrucks ungern ihre Routen verlassen, ist der Standort direkt an der B187 sehr gut geeignet. Noch mehr überzeugen die Unterkünfte allerdings durch die eigenen Sanitärbereiche. Die Zustände an vielen Raststätten und Autohöfen seien teils schwierig und insbesondere die eigenen Toiletten daher Luxus für die Kraftfahrer. Vor allem für weibliche Kraftfahrer sei es demnach angenehm, nachts nicht für die Notdurft über den dunklen Hof schleichen zu müssen, schildert Standortentwickler Thomas Ugowski.

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Kommt das Roatel gut an?

Tatsächlich wird das Roatel bisher durchweg positiv angenommen. Entgegen der Erwartung zieht es bisher allerdings weniger Kraftfahrer, dafür in großen Zahlen Geschäftsreisende oder auch Monteure in die Containerzimmer. Dies erklärt sich der Standortentwickler mit den bisher in Deutschland weniger konsequent durchgeführten Kontrollen der beschriebenen Ruhezeiten, wodurch der Bedarf noch in einem überschaubaren Rahmen liegt.

Neben dem Roatel in Jessen gibt es auch viele weitere Standorte, in Deutschland bisher ein gutes Dutzend, u.a. in Schkeuditz beim Flughafen Halle-Leipzig. Bis Jahresende sollen noch deutlich mehr hinzukommen. Und sollte sich das Roatel auch in Jessen als erfolgreich herausstellen, so bekommt der Container womöglich noch ein baugleiches „Geschwisterlein“ am selben Standort.

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