17. November 2022 – Radio Brocken

Sachsen-Anhalt Reporter

Apothekentrauertag als Demonstration gegen Schließungen

In Deutschland gibt es immer weniger Apotheken. Auf dieses Problem soll der Apothekentrauertag aufmerksam machen.

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Ein Schild mit dem Apotheken-Logo weist den weg zu einer Apotheke., Foto: Monika Skolimowska/dpa-Zentralbi

In Deutschland gibt es immer weniger Apotheken. Im ersten Halbjahr gab es 235 Schließungen – 9 davon in Sachsen-Anhalt. Die Zahl der Neuöffnungen können diese Schließungen nicht aufwiegen, dieses Jahr wurden nur 30 Apotheken neu eröffnet. Im Schnitt musste demnach täglich eine Apotheke ihren Betrieb einstellen. Gründe dafür sind Fachkräftemangel, wachsende Bürokratie, Lieferengpässe und fehlender Nachwuchs. Natürlich spielen auch unsichere Aussichten durch die Energiekrise eine große Rolle. Besonders dramatisch ist die Lage auf dem Land. Hier sind die Probleme häufig als erstes spürbar, beispielsweise können Botendienste für Menschen, welche nicht oder nicht mehr mobil sind, aufgrund der teuren Spritpreise, für die Apotheken problematisch werden. Auf diese Missstände soll der Apothekentrauertag am 17.11. aufmerksam machen, zu dem die Apothekerin Anne-Katrin Haus aufruft. Haus ist Inhaberin der Corvinus-Apotheke in Colbitz und hat mit ihrem Team für diesen Anlass etwas Besonderes geplant. Unser Sachsen-Anhalt-Reporter Pascal Durieux war vor Ort.

Trauerkleidung und Apotheken-Friedhof

Passend zum Motto des „Trauertages“, wird in der Corvinus-Apotheke am Tag der Aktion statt weißen Arztkitteln nur schwarze Kleidung getragen. Vor der Apotheke soll außerdem eine Apotheken-Friedhof mit Grabsteinen aus Pappe aufgebaut werden, auf denen die Namen der Filialen stehen, die in der Umgebung schon schließen mussten. Zur Demonstration werden auch Medienvertreter und Politiker anwesend sein. Der Bürgermeister des Ortes hat für die Aktion schon zugesagt. Anne-Katrin Haus freut sich über das Interesse an der Aktion. Zwar geht der Betrieb der Apotheke am Tag der Demonstration aufgrund gesetzlicher Vorgaben wie gewohnt weiter, das hält Haus und ihr Team jedoch nicht von ihrem Vorhaben ab.


Apotheken als sozialer Treffpunkt

Die Demonstration ist für Anne-Katrin Haus sehr wichtig. Sie hat die Corvinus-Apotheke vor fünfeinhalb Jahren übernommen – mittlerweile plagen sie Existenzängste. Auch um die Mitarbeiter und die Menschen im Ort macht sie sich sorgen. Für viele Menschen sind Apotheken auch ein sozialer Treffpunkt. Besonders auf dem Land kennen sich Apotheker und Kunden oft persönlich. Neben der gesundheitlichen Versorgung sind die Beratungsgespräche auch eine Art psychologische Betreuung und ein Austausch, der insbesondere für ältere Menschen, welche oft allein sind, essenziell ist. Weitere Apotheken zu verlieren, könnte demnach vielen Menschen zum Verhängnis werden.

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