28. April 2025 – dpa Nachrichten

Magdeburg-Anschlag

Viele Helfer für Angehörige und Retter bei Anschlag vor Ort

Wie wurden Angehörige von Opfern sowie Polizisten und Rettungskräften während und nach dem Einsatz auf dem Alten Markt geholfen, mit dem Erlebten umzugehen? Im Landtag wird das beleuchtet.

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Im Nachgang sind Polizisten, Rettungskräfte sowie Angehörige von Experten betreut worden. (Archivbild), Foto: Heiko Rebsch/dpa

Im Zuge des Magdeburg-Anschlags haben sich vor Ort etwa 100 Personen um die psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) von Angehörigen von Opfern sowie Rettungskräften gekümmert. Teilweise seien sogar zu viele PSNV-Kräfte gleichzeitig vor Ort gewesen, berichteten Vertreter von Hilfsorganisationen im Untersuchungsausschuss im Landtag. Die Helfer hätten sich abwechseln können, niemand habe durchhalten müssen, hieß es.

Auch im Nachgang sind Polizisten, Rettungskräfte sowie Angehörige von Experten betreut worden. Ein Polizeipsychologe sagte, dass der Einsatz für viele Beamte sehr belastend gewesen sei. «Sie waren einfach fertig», sagte er. Einige Betroffene hätten auch Wochen nach dem Anschlag über innere Leere oder hohe Anspannung geklagt. Mit der Zeit hätten die Stresssymptome jedoch in vielen Fällen abgenommen.

SPD-Innenpolitiker Rüdiger Erben erklärte, die psychosoziale Notfallversorgung habe zwar gut funktioniert. Dennoch gebe es Defizite bei der Nachsorge von Einsatzkräften. Erben fordert einen Rechtsanspruch auf PSNV für ehrenamtliche Feuerwehrleute und Helfer im Katastrophenschutz wie es ihn etwa in Sachsen oder Berlin gibt.

Kurz vor Weihnachten, am 20. Dezember 2024, war ein 50-Jähriger aus Saudi-Arabien mit einem Auto über den Magdeburger Weihnachtsmarkt gerast. Dabei wurden sechs Menschen getötet und mehr als 300 weitere verletzt. Der Täter sitzt in Untersuchungshaft. Taleb A., war seit 2020 im Maßregelvollzug in Bernburg im Salzlandkreis als Stationsarzt tätig.

Mehrere Abgeordnete hinterfragten im Ausschuss die Öffentlichkeitsarbeit der Polizei rund um den Anschlag. Polizeivertreter sagten, dass es schwierig gewesen sei, an dem Abend zügig gesicherte Informationen herauszugeben. Der erste Post der Polizei bei X erfolgte etwas mehr als eine Stunde nach dem Anschlag, auch eine Information zu einem eingerichteten Bürgertelefon erfolgte laut Abgeordneten erst mit einer Stunde Verzug. Außerdem waren im Internet viele Gerüchte im Umlauf.

Die CDU-Politikerin Kerstin Godenrath sagte, bei der zeitnahen Information über die sozialen Medien bestehe Optimierungsbedarf. «Leider konnten den Gerüchten und Spekulationen am Tatabend nur verzögert entgegengewirkt werden. Hier erwarten wir eine dezidierte Auswertung sowie Überprüfung von Kommunikationsstrategien», sagte Godenrath.

Der Klinikbetreiber Salus hat inzwischen die Freistellung des Ärztlichen Direktors des Maßregelvollzugs Bernburg aufgehoben. Ein Zwischenbericht lasse «bereits jetzt erkennen, dass dem Ärztlichen Direktor im Zusammenhang mit der Beschäftigung des Attentäters keine Vorwürfe gemacht werden können, die arbeitsrechtliche Maßnahmen rechtfertigen», teilte die Salus mit.

Laut einem Bericht der «Magdeburger Volksstimme» haben die Salus und der Direktor das Arbeitsverhältnis beendet. Das Unternehmen möchte sich dazu nicht äußern. «Die Aufgaben der Ärztlichen Direktion im Maßregelvollzug Bernburg werden seit der Beginn der Sonderprüfung von der Stellvertreterin des Ärztlichen Direktors wahrgenommen», sagte eine Sprecherin.

Die Salus ist eine gemeinnützige Betreibergesellschaft für sozialorientierte Einrichtungen des Landes Sachsen-Anhalt. Es wurde eine Sonderprüfung in Auftrag gegeben. Dabei geht es unter anderem um Auffälligkeiten im Beschäftigungsverhältnis, fachliche Kompetenzen und das Verhalten des Attentäters. «Da es sich nur um einen Zwischenbericht handelt, können Details noch nicht ausgeführt werden», hieß es.

Anfang Februar war bekanntgeworden, dass sich ein Kollege ein paar Monate vor dem Anschlag Sorgen um die Verfassung von Taleb A. machte und diese Hinweise auch an Vorgesetzte weitergab. Kurze Zeit später war der Ärztliche Direktor freigestellt worden.

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