20. Oktober 2025 – Radio Brocken

Zeitumstellung

Zeitumstellung: Wildunfall-Gefahr steigt dramatisch an

Nach der Zeitumstellung am 26. Oktober erhöht sich das Risiko für Wildunfälle drastisch. So schützen Sie sich und reagieren im Ernstfall richtig.

KI Hirsch
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Wenn am 26. Oktober die Uhren eine Stunde zurückgestellt werden, beginnt für Autofahrer eine besonders gefährliche Phase. Die Winterzeit bringt nicht nur müde Verkehrsteilnehmer auf die Straßen – sie verwandelt den Berufsverkehr in eine Hochrisikozeit für Wildunfälle. Rehe, Wildschweine und Hirsche werden plötzlich zu unberechenbaren Gefahren auf deutschen Straßen.

Warum die Zeitumstellung zum Risiko wird

Die Zeitumstellung verschiebt den Berufsverkehr direkt in die Dämmerung – genau dann, wenn Wildtiere am aktivsten sind. Zwischen 6 und 9 Uhr morgens sowie ab 17 Uhr abends steigt das Unfallrisiko sprunghaft an, wie Auswertungen des Deutschen Jagdverbands (DJV) und des ADAC Hessen-Thüringen zeigen.

Hinzu kommt: Viele Menschen kämpfen nach der Zeitumstellung mit Müdigkeit und Konzentrationsproblemen. Diese Mischung aus unaufmerksamen Fahrern und aktiven Wildtieren macht die Wochen nach der Uhrenumstellung besonders gefährlich.

Wenn Hunger und Paarungsdrang zusammentreffen

Jetzt im Herbst sind Wildtiere in doppelter Mission unterwegs. Sie suchen intensiv nach Nahrung, um sich Winterreserven anzufressen – und müssen dafür häufig Straßen queren. Gleichzeitig befinden sich Wildschweine und Damhirsche mitten in ihrer Paarungszeit. Das macht sie besonders aktiv und unberechenbar.

Besondere Vorsicht ist auf Strecken durch den Wald oder entlang von Wald-Feld-Kanten geboten. Zwar weisen Schilder auf Gefahrenstellen hin, doch längst nicht überall. Vorausschauendes Fahren mit angepasster Geschwindigkeit ist daher überlebenswichtig.

Tempo runter rettet Leben

Ein simpler Rechentrick verdeutlicht, warum jedes km/h zählt: Wer statt 100 nur 80 km/h fährt, verkürzt den Bremsweg bereits um etwa 25 Meter. Bei einem Zusammenstoß mit einem Wildschwein bei Tempo 60 wirkt eine Wucht von dreieinhalb Tonnen – genug, um erhebliche Schäden anzurichten.

So reagieren Sie richtig bei Wildwechsel

Steht ein Tier am Straßenrand, heißt es: kontrolliert bremsen, Fernlicht ausschalten und hupen. Das Fernlicht blendet Wildtiere und macht sie orientierungslos, da ihre Augen deutlich lichtempfindlicher sind als menschliche. Das Hupen hingegen hilft ihnen, sich akustisch zu orientieren und zu flüchten.

Wichtig: Wo ein Tier auftaucht, folgen oft weitere. Besonders Rehe, Hirsche und Wildschweine sind selten allein unterwegs. Rechnen Sie immer mit Nachzüglern.

Der gefährlichste Fehler: Ausweichen

Lässt sich ein Zusammenstoß nicht mehr vermeiden, gilt eine eiserne Regel: Nicht ausweichen! Halten Sie das Lenkrad fest und bremsen Sie voll. Ein unkontrolliertes Ausweichmanöver endet häufig am Baum oder im Gegenverkehr – mit oft tödlichen Folgen.

Die Unfallforschung der Björn Steiger Stiftung bestätigt: Schwere Wildunfälle passieren hauptsächlich durch falsche Reaktionen. Fahrer, die versuchen auszuweichen, werden durch Überschlag oder Aufprall auf Hindernisse schwer verletzt. Motorradfahrer haben es besonders schwer, da sie kaum ausweichen können und meist mit dem Tier kollidieren.

Nach dem Unfall: Diese Schritte sind Pflicht

Ist es zum Zusammenstoß gekommen, bewahren Sie Ruhe und handeln Sie systematisch:

  1. Sichern Sie die Unfallstelle mit Warnblinker, Warnweste und Warndreieck. Bei verletzten Menschen wählen Sie sofort den Notruf 112.
  2. Fassen Sie tote Tiere nicht an und halten Sie Abstand zu lebenden. Schwer verletzte Tiere erleiden Todesangst und können für Menschen gefährlich werden.
  3. Entfernen Sie angefahrenes Wild niemals vom Unfallort – sonst droht eine Anzeige wegen Wilderei.
  4. Melden Sie jeden Wildunfall unverzüglich der Polizei (110), auch wenn das Tier geflüchtet ist. Die Polizei informiert den zuständigen Jäger, der das verletzte Tier mit speziell ausgebildeten Hunden suchen und erlösen kann.
  5. Lassen Sie sich eine Wildunfallbescheinigung von Polizei oder Jagdpächter ausstellen. Diese benötigen Sie für Ihre Teil- oder Vollkaskoversicherung, die den Schaden in der Regel übernimmt.

Häufig gestellte Fragen zum Thema

Warum sind gerade die Wochen nach der Zeitumstellung so gefährlich?

Die Zeitumstellung verschiebt den Berufsverkehr direkt in die Dämmerungsphasen – genau dann, wenn Rehe, Wildschweine und Hirsche am aktivsten sind. Morgens zwischen 6 und 9 Uhr sowie abends ab 17 Uhr steigt das Risiko für Wildunfälle dramatisch. Hinzu kommt, dass viele Autofahrer nach der Zeitumstellung mit Müdigkeit und Konzentrationsproblemen kämpfen, was die Reaktionszeit zusätzlich verlängert.

Was mache ich, wenn ein Tier direkt vor mir auf die Straße springt?

Bleiben Sie ruhig und weichen Sie auf keinen Fall unkontrolliert aus! Halten Sie das Lenkrad fest, treten Sie voll auf die Bremse und halten Sie die Spur. Ein Ausweichmanöver endet häufig am Baum oder im Gegenverkehr und ist deutlich gefährlicher als die Kollision mit dem Tier selbst. Diese Regel kann Leben retten – auch wenn der Instinkt etwas anderes sagt.

Übernimmt meine Versicherung den Schaden bei einem Wildunfall?

Eine Teil- oder Vollkaskoversicherung übernimmt in der Regel Schäden durch Wildunfälle. Wichtig ist, dass Sie den Unfall unverzüglich der Polizei melden und sich eine Wildunfallbescheinigung ausstellen lassen – entweder von der Polizei oder vom zuständigen Jagdpächter. Ohne diese Bescheinigung kann die Schadensregulierung schwierig werden. Sie können den Vorfall auch im Tierfund-Kataster (www.tierfund-kataster.de) melden, was der Wissenschaft hilft, Gefahrenstellen besser zu identifizieren.


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