26. Oktober 2022 – Radio Brocken
Wer kennt sie nicht? Produkte, die mit „High Protein“ werben und angeblich besonders gesund sein sollen. Doch der Verbraucherschutz warnt davor, dass dabei nur die Hersteller profitieren.
Gesunde Ernährung und viel Sport liegen total im Trend und genau das machen sich Lebensmittelhersteller zu Nutze. Sie beteuern besonders viele Proteine in ihrem Produkt zu haben und die Worte „High Protein“ haben sich zu einem inoffiziellem Gütesiegel entpuppt. Denn die Vorstellung, mit einem „High Protein“-Eis besonders kalorienarm und eiweißreich naschen zu können, ist natürlich durchaus verlockend. Doch das täuscht. Der Verbraucherschutz hat entdeckt, dass hinter diesen Produkten nur eine Marketingstrategie steckt, welche häufig noch nicht einmal wirklich gesund ist.
Protein-Produkte sind häufig nicht proteinreicher
Wie so oft steckt in den Produkten nicht das drin, was draufsteht. Der Verbraucherschutz hat die unterschiedlichsten Protein-Produkte und ihre Vergleichsprodukte untersucht und deren Inhalt und Preis verglichen.
Dabei fiel auf, dass viele "High Protein"-Produkte genauso viel oder nur minimal mehr Protein enthalten als die Vergleichsprodukte. Dabei war vor allem bei Produkten, die sowieso viel Eiweiß enthalten (Quark, Käse, Sojadrinks), der Unterschied nur sehr gering. Bei Eiweißpudding oder Eiweißbrot waren schon deutlich mehr Proteine enthalten, da diese extra angereichert werden.
Dazu kommt, dass die Produkte, die mit „High Protein“ werben, deutlich teurer sind als die Vergleichsprodukte. 49 der 57 getesteten Produkte waren teurer und jedes fünfte Produkt sogar doppelt so teuer, wie das Vergleichsprodukt.
Wie viel Protein brauche ich eigentlich?
Ein normaler Mensch benötigt lediglich 0,8 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht. Bei einer Person mit 70 Kilogramm Körpergewicht wäre der Tagesbedarf somit mit 56 Gramm Eiweiß gedeckt. Ein proteinreiches Dessert würde da teilweise schon die Hälfte abdecken. Somit drängt sich unweigerlich die Frage auf, ob diese Produkte überhaupt sinnvoll sind oder nicht sogar den Tagesbedarf überschreiten.
Fest steht allerdings, dass sportliche Menschen deutlich mehr Eiweiß benötigen. Hier pendelt sich der Tagesbedarf zwischen 1,2 und 1,7 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht ein.
Trotzdem kann der Körper nur eine bestimmte Menge an Eiweiß auch wirklich in Muskeln umwandeln. Das macht die „High Protein“-Produkte teilweise überflüssig. Gesundheitsschädlich ist das zwar nicht, aber es bringt eben auch nicht sehr viel.
Aber: Nicht alle Produkte, die mit viel Protein werben, weisen auch günstigere Nährwertzusammensetzungen auf. Viele, der getesteten Produkte, enthielten zu viel Salz, Fett oder Zucker. Der Verbraucherschutz bemängelte deshalb, dass diese Produkte eigentlich nicht mit nährwert- oder gesundheitsbezogenen Sprüchen werben dürften, da das irreführend ist.
Generell lässt sich sagen, dass für Sportler „High Protein“-Produkte durchaus sinnvoll sein können. Aber oftmals lässt sich derselbe Effekt auch mit vergleichbaren Produkten erreichen. Denn das Wort „Protein“ im Produktnamen ist kein Garant für einen wirklich höheren Proteingehalt. Außerdem sind die Vergleichsprodukte oftmals billiger. Wer aber wirklich ein eiweißreiches Produkt zu einem gerechten Preis kaufen möchte, muss einen Blick auf die Nährwerttabelle werfen und vergleichen.
