20. März 2023 – Radio Brocken
Die Pandemie hat bei den Kindern und Jugendlichen in Deutschland deutliche Spuren hinterlassen: 680.000 Minderjährige sind süchtig nach den sozialen Medien.
Soziale Medien und Gaming hat seit der Pandemie besonders bei Kindern einen ganz besonderen Stellenwert. Seit der Corona-Pandemie hat die Mediensucht bei Kindern und Jugendlichen stark zugenommen. Mittlerweile sind doppelt so viele Kinder und Jugendliche wie noch vor der Pandemie davon betroffen. Das ergab eine Langzeitstudie der DAK Krankenkasse in Zusammenarbeit mit dem Hamburger Universitätsklinikum.
Im Moment sind mehr als sechs Prozent der Kinder und Jugendlichen abhängig von den sozialen Medien und Computerspielen. Das beläuft sich auf 680.000 Mädchen und Jungen aus Deutschland, wobei Jungen häufiger betroffen sind als Mädchen.
Insgesamt nutzen, laut der Studie, bereits 2,2 Millionen Minderjährige Social Media, Streaming und Gaming in problematischen Ausmaß. Das bedeutet, dass sie bereits jetzt von einer Sucht gefährdet oder sogar schon abhängig sind.
2019 waren es nur ungefähr 2,7 Prozent der Kinder und Jugendlichen, die abhängig von Computerspielen waren. Im Juni 2022 erhöhte sich die Anzahl auf 6,3 Prozent. Bei der Abhängigkeit von Social Media verdoppelte sich die Zahl von 3,2 Prozent auf 6,7 Prozent.
Besonders anfällig für so ein Suchtverhalten sind Jungen. In Bezug auf Gaming machen sie allein 68,4 Prozent aus.
Und auch die Nutzungsdauer ist erschreckend. Computerspiele werden unter der Woche ungefähr zwei Stunden am Tag gespielt. Am Wochenende sind es durchschnittlich drei Stunden. Noch schlimmer ist es bei den sozialen Medien. Diese werden ungefähr drei Stunden pro Werktag konsumiert, am Wochenende sogar vier Stunden.
Was sind Anzeichen für eine Mediensucht?
Als mediensüchtig gelten laut der WHO Personen, die innerhalb eines Jahres die Kontrolle über ihr Nutzungsverhalten verlieren, sich aus anderen Lebensbereichen zurückziehen und dieses Verhalten auch weiterführen, wenn sich negative Folgen, wie etwa gesundheitliche Einschränkungen, zeigen.
Besonders auffällig ist es demnach, wenn das Kind den Medienverbrauch nicht selbstständig einstellen oder ganz darauf verzichten kann. Auch, wenn es für andere Dinge des Alltags kein Interesse mehr zeigt oder sich von seinen Hobbies und Freunden zurückzieht, ist ein relativ gutes Indiz für eine Mediensucht. Zudem gibt natürlich auch die Länge der Mediennutzug Aufschluss darüber, ob ein Kind abhängig ist oder nicht. Die "normale" (aber dennoch schon sehr hohe) Mediennutzung von Minderjährigen liegt bei 25 bis 30 Stunden pro Woche bzw. drei Stunden am Tag. Diese Menge sollte es nicht mehr überschreiten oder zumindest nicht täglich, sonst ist auch hier die Gefahr der Suchtentwicklung besonders hoch.
„Wenn jetzt nicht schnell gehandelt wird, rutschen immer mehr Kinder und Jugendliche in die Mediensucht, und der negative Trend kann nicht mehr gestoppt werden“, warnt DAK-Vorstandschef Andreas Storm.
Anlaufstellen für Eltern und Betroffene
Wenn Sie oder Ihr Kind ein problematisches Mediennutzungsverhalten feststellen, scheuen Sie sich nicht Hilfe zu suchen. Die DAK-Gesundheit hat dafür gemeinsam mit dem DZSKJ eine Online-Anlaufstelle eingerichtet. Diese finden Sie unter www.mediensuchthilfe.info
Ab Mittwoch, dem 29. März, stellt das DZSKJ darüber hinaus eine Hotline für betroffene Kinder und Jugendliche sowie deren Angehörige bereit. Diese erreichen Sie dann unter der Telefonnummer 0800 2 800 200. Dort geben Suchtexperten von 9 bis 16 Uhr Antworten auf Fragen rund um das Thema Mediensucht. Das Serviceangebot ist kostenlos und steht Versicherten aller Krankenkassen offen.