28. Juli 2025 – Radio Brocken

Garten

Hecken schneiden im Juli: Was trotz Schnittverbot erlaubt ist

Pflegeschnitt ja, Radikalschnitt nein: So schneiden Sie Hecken im Sommer richtig und schützen dabei brütende Vögel. Alle Regeln und Tipps im Überblick.

Hecke Heckenschere Heckenschnitt

Der Garten wuchert, die Hecke wird immer unförmiger – doch Vorsicht beim Griff zur Schere! Auch im Juli gilt noch das gesetzliche Schnittverbot für Gehölze. Trotzdem müssen Gartenbesitzer nicht tatenlos zusehen: Schonende Pflegeschnitte sind durchaus erlaubt, wenn man die Regeln kennt.

Pflegeschnitt ja, Radikalschnitt nein

Das Bundesnaturschutzgesetz verbietet vom 1. März bis 30. September das Abschneiden oder Entfernen von Hecken, Gebüschen und anderen Gehölzen. Doch was viele nicht wissen: Gezielte Formschnitte sind weiterhin möglich. "Man kann durchaus zur Astschere greifen, wenn einzelne Zweige seitlich oder nach oben aus der Hecke ragen", erklärt Lea-Carina Hinrichs von der Deutschen Wildtier Stiftung.

Entscheidend ist dabei, dass die ursprüngliche Höhe und Breite der Hecke erhalten bleiben. Verboten hingegen ist es, die gesamte Hecke zu stutzen oder in eine neue geometrische Form zu schneiden. Der Grundsatz lautet: Nur schneiden, wenn es unbedingt nötig ist – etwa damit Wege nicht zuwuchern oder Verkehrssicherheit gewährleistet bleibt.

Handschere statt Elektrogerät schützt Vogelleben

Beim erlaubten Pflegeschnitt sollten Gartenfreunde unbedingt auf elektrische Heckenscheren verzichten. Diese Geräte schneiden zu schnell und radikal, wodurch die Verletzungsgefahr für Vögel drastisch steigt. Die manuelle Astschere ermöglicht dagegen präzises und schonendes Arbeiten.

Vor jedem Schnitt ist eine gründliche Kontrolle der Hecke auf Vogelnester Pflicht. Wird ein Nest freigelegt, werden die Küken zur leichten Beute für Katzen, Marder und andere Räuber. Wer ein Nest zerstört, riskiert außerdem empfindliche Bußgelder von mehreren Tausend Euro.

Zweite Brutzeit macht Vorsicht besonders wichtig

Viele Gartenbesitzer glauben, dass die Brutzeit im Juli bereits vorbei ist – ein gefährlicher Irrtum. Amsel, Zaunkönig, Heckenbraunelle und Rotkehlchen brüten mehrmals im Jahr. Der regenreiche Sommer 2025 bietet den Vögeln durch Regenwürmer und Insekten optimale Futtergrundlagen für eine zweite oder sogar dritte Brut.

Diese natürlichen Bedingungen machen Hecken zu wichtigen Rückzugsorten für die Vogelwelt. Ein vorschneller Griff zur Schere kann daher auch im Hochsommer noch Brutplätze zerstören und den Nachwuchs gefährden.

Häufig gestellte Fragen zum Heckenschnitt im Sommer

Darf ich überhängende Äste an der Grundstücksgrenze schneiden?

Ja, überhängende Zweige dürfen auch während des Schnittverbots entfernt werden, wenn sie das Nachbargrundstück beeinträchtigen. Achten Sie dabei auf eine gründliche Nestkontrolle und verwenden Sie eine Handschere statt elektrischer Geräte.

Wie erkenne ich ein aktives Vogelnest in der Hecke?

Aktive Nester erkennen Sie an Ein- und Ausflug der Elternvögel, Kotspuren unter dem Nest oder Bettelrufen der Jungvögel. Bei Unsicherheit lassen Sie die entsprechende Stelle unberührt und warten bis September mit dem Schnitt.

Was passiert, wenn ich versehentlich ein Nest beschädige?

Melden Sie den Vorfall umgehend der örtlichen Naturschutzbehörde. Je nach Bundesland drohen Bußgelder zwischen 500 und 50.000 Euro. Bei vorsätzlicher Zerstörung können sogar strafrechtliche Konsequenzen folgen.


undefined
Radio Brocken
Audiothek