01. Oktober 2025 – Radio Brocken

Gesundheit

Erkältungs-Hausmittel im Check: Was hilft wirklich?

Honig, Ingwer, Hühnersuppe: Welche Hausmittel bei Erkältungen wissenschaftlich belegt sind und worauf Sie bei der Anwendung achten sollten.

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Ein Mann putzt sich mit einem Taschentuch die Nase (gestellte Szene)., Foto: Philip Dulian/dpa

Wenn die Nase läuft und der Hals kratzt, greifen viele Menschen zu bewährten Hausmitteln statt zur Chemie-Keule. Doch was ist dran an Omas Hühnersuppe und Co.? Wir haben mit Experten gesprochen und zeigen, welche natürlichen Helfer wissenschaftlich fundiert sind – und worauf Sie bei der Anwendung achten sollten.

Zwischen Tradition und Wissenschaft: Was Hausmittel wirklich leisten

"Oft haben wir wissenschaftliche Erklärungen dafür, wie Hausmittel wirken", erklärt Prof. Dr. Andreas Michalsen, Chefarzt am Immanuel-Krankenhaus Berlin und Stiftungsprofessor für Naturheilkunde an der Berliner Charité. Das Problem: Klassische Studien fehlen meist, da niemand deren Finanzierung übernimmt. Anders sieht es bei Arzneipflanzen aus – sie sind oft gut erforscht und bieten eine wissenschaftlich belegte Alternative.

Einen umfassenden Überblick zu Wirkung und Nebenwirkungen von Heilpflanzen finden Interessierte auf der Webseite arzneipflanzenlexikon.info, empfiehlt Dr. Heidi Braunewell von der Deutschen Gesellschaft für Phytotherapie.

Wärme als Waffe: Wie Fußbäder und Wickel das Immunsystem stärken

Ein einfaches Fußbad kann mehr bewirken als gedacht. "Man weiß, dass die Temperatur der Füße auch die Temperatur in der Mund- und Rachenschleimhaut bestimmt", so Michalsen. Durch die Erwärmung wird es Bakterien ungemütlich – ein nachweislich abwehrstärkender Effekt. Besonders wirksam: Zugaben wie Senfmehl oder Ingwerpulver, die die Durchblutung zusätzlich fördern.

Wichtig: Maximal zwei Esslöffel Senfmehl verwenden und das Bad auf fünf bis zehn Minuten begrenzen, sonst drohen Hautirritationen.

Auch Halswickel mit Kartoffeln oder Leinsamen sowie die klassischen Zwiebelsäckchen auf den Ohren wirken entzündungshemmend und antibakteriell. Und die legendäre Hühnersuppe? Laboruntersuchungen deuten tatsächlich auf eine antientzündliche Wirkung hin – beim Menschen konnte diese allerdings noch nicht eindeutig nachgewiesen werden. Dennoch: Die warme Suppe liefert dem geschwächten Körper wertvolle Energie.

Scharfe Helfer: Warum Ingwer, Meerrettich und Co. Viren den Kampf ansagen

Kapuzinerkresse, Meerrettich und Ingwer haben eines gemeinsam: ihre Scharfstoffe. "Es gibt Studien, die belegen, dass durch diese Scharfstoffe Erkältungen abgekürzt werden können", bestätigt Mediziner Michalsen. Der Grund liegt in ihrer antiviralen und antibakteriellen Wirkung – eine natürliche Abwehr, die wissenschaftlich belegt ist.

Heilpflanzen richtig einsetzen: Qualität entscheidet über Wirkung

Bei Heilpflanzen kommt es auf die richtige Darreichungsform an. Besonders bewährt hat sich laut Braunewell eine Kombination aus Thymian und Primelwurzel, die Hustenbeschwerden lindert und die Krankheitsdauer verkürzt. Auch Salbei, Pfefferminze, Spitzwegerich, Efeu und Süßholzwurzel zeigen nachweisliche Effekte.

Entscheidend: Die Qualität macht den Unterschied. "Wenn ich einen Pfefferminztee in Lebensmittelqualität nehme, kann ich nicht damit rechnen, dass er antiviral und antibakteriell wirkt", warnt Braunewell. Greifen Sie stattdessen zu Arzneitees aus der Apotheke oder dem Reformhaus.

Vorsicht bei Kleinkindern: Ätherisch-ölhaltige Heilpflanzen wie Pfefferminze dürfen bei Kindern unter zwei Jahren nicht angewendet werden – sie können einen Atemstillstand auslösen.

Honig: Süße Medizin mit wissenschaftlichem Fundament

Honig ist mehr als nur ein natürliches Süßungsmittel. Seine entzündungshemmende, antibakterielle und antivirale Wirkung ist wissenschaftlich belegt. Die Stiftung Gesundheitswissen bestätigt: Honig kann Hustenattacken lindern und zu besserem Schlaf verhelfen.

Dabei muss es nicht der teure Manuka-Honig sein. "Das ist überwiegend gutes Marketing. Im Grunde hat jeder Honig dieselben Eigenschaften", so Michalsen. Achten Sie lieber auf Bio-Qualität und darauf, dass der Honig nicht verunreinigt ist.

Wichtiger Hinweis: Kinder unter einem Jahr dürfen keinen Honig zu sich nehmen – ihre Darmflora ist noch nicht ausgereift, was zu gefährlichen Vergiftungen durch Botulinumsporen führen kann.

Fieber: Wann Sie eingreifen sollten und wann nicht

Wadenwickel gelten als Klassiker zur Fiebersenkung, doch einen wissenschaftlichen Nachweis ihrer Wirkung gibt es nicht. Sanfter wirken Tees aus Lindenblüte oder heißer Holundersaft – sie haben eine antivirale Wirkung, senken leicht das Fieber und regen zum Schwitzen an.

Grundsätzlich gilt: Fieber ist eine natürliche Abwehrreaktion des Körpers gegen Viren und Bakterien. Erst wenn es mehrere Tage über 39 Grad bleibt, sollten Sie unbedingt einen Arzt aufsuchen.

Häufig gestellte Fragen zu Erkältungs-Hausmitteln

Brauche ich bei einer Erkältung zusätzliches Vitamin C?

Nein, Vitamin-C-Präparate sind in der Regel nicht notwendig. Zwar enthalten viele Medizinprodukte Vitamin C, die Erkältung verbessert das aber meist nicht. "Natürlich ist es gut, frische Lebensmittel zu essen. Vitamin-C-Brausetabletten oder ähnliche Präparate sind jedoch nicht notwendig", erklärt Prof. Michalsen. Wichtiger sind ausreichend Schlaf und genügend Flüssigkeit.

Sind Hausmittel genauso wirksam wie chemische Medikamente?

Hausmittel und Heilpflanzen wirken sanfter als chemisch synthetisierte Medikamente, bergen dafür aber auch weniger Risiken und Nebenwirkungen. "Mit Thymian und Salbei kann man sich kaum vergiften", so Michalsen. Bei leichten Erkältungen sind sie eine gute Alternative – bei schweren Verläufen sollten Sie jedoch einen Arzt konsultieren.

Kann ich Heilpflanzen aus dem eigenen Garten verwenden?

Für eine therapeutische Wirkung reichen selbst angebaute Kräuter meist nicht aus. Die Konzentration der Wirkstoffe in Arzneitees aus der Apotheke ist deutlich höher als in Lebensmittelqualität. Wenn Sie eine nachweisliche Wirkung erzielen möchten, greifen Sie zu zertifizierten Arzneipflanzen-Produkten.


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