26. November 2025 – Radio Brocken
Ab 2026 werden Steuerbescheide automatisch digital zugestellt. Wer Papier möchte, muss widersprechen. Alle Infos zur Umstellung.
Eine kleine Revolution im deutschen Steuersystem steht bevor: Ab dem kommenden Jahr werden Steuerbescheide nicht mehr automatisch per Post verschickt, sondern landen digital im Elster-Postfach. Was zunächst nach einer technischen Spielerei klingt, markiert tatsächlich einen grundlegenden Wandel in der Kommunikation zwischen Bürgern und Finanzamt. Wer weiterhin Papier möchte, muss künftig aktiv widersprechen – eine Umkehrung des bisherigen Verfahrens.
Vom freiwilligen Angebot zur digitalen Pflicht
"Steuerbescheide werden künftig standardmäßig digital über Elster bereitgestellt", erklärt Daniela Karbe-Geßler vom Bund der Steuerzahler. Die Änderung betrifft bereits alle Bescheide zu den Steuererklärungen 2025, die im Jahr 2026 verschickt werden. Grundlage ist das Bürokratieentlastungsgesetz, mit dem die Bundesregierung Verwaltungsprozesse vereinfachen und die Digitalisierung konsequent vorantreiben will.
Bislang lief es genau andersherum: Wer seine Steuerdokumente online abrufen wollte, musste dem aktiv zustimmen. Ab 2026 wird die digitale Zustellung zum Standard. Nur wer weiterhin Papier bevorzugt, muss dies ausdrücklich im Elster-Portal unter "Einwilligung zur elektronischen Bekanntgabe" hinterlegen. Die gute Nachricht: Einmal gespeichert, gilt der Widerspruch dauerhaft – er muss nicht jährlich erneuert werden.
Mehr als nur der Einkommensteuerbescheid
Die Neuerung beschränkt sich nicht auf die klassische Einkommensteuererklärung. "Auch Messbescheide, Feststellungsbescheide und weitere Verwaltungsakte der Finanzverwaltung werden künftig digital bereitgestellt", betont Karbe-Geßler. Das Ziel ist klar: eine vollständig digitale Kommunikation zwischen Steuerpflichtigen und Finanzamt.
Sobald das Finanzamt die Steuererklärung bearbeitet hat, landet der Bescheid als PDF-Datei im persönlichen Elster-Postfach. Von dort kann er direkt über "Mein Elster" oder eine verbundene Steuersoftware abgerufen, gespeichert und archiviert werden. Rechtlich ist der digitale Bescheid einem Papierbescheid absolut gleichgestellt – mit einer wichtigen Konsequenz: "Vier Tage nach Bereitstellung beginnt automatisch die einmonatige Einspruchsfrist", warnt Karbe-Geßler.
Vorsicht Fristversäumnis: E-Mail-Benachrichtigung aktivieren
Wer sein Elster-Postfach nur sporadisch kontrolliert, riskiert ernsthafte Probleme. Entdeckt man einen Fehler im Steuerbescheid erst nach Ablauf der Einspruchsfrist, wird es kompliziert. Deshalb empfehlen Experten dringend, die E-Mail-Benachrichtigung zu aktivieren und das digitale Postfach regelmäßig zu prüfen. Ein kurzer Blick alle paar Tage kann viel Ärger ersparen.
Härtefallregelung für besondere Situationen
Nicht jeder kann oder möchte mit digitalen Dokumenten arbeiten. Für Menschen ohne Internetzugang oder solche, denen die elektronische Kommunikation aus alters- oder gesundheitsbedingten Gründen nicht zumutbar ist, gibt es eine Härtefallregelung. Sie erhalten weiterhin automatisch Papier.
Allerdings: "Das Finanzamt erfährt nicht automatisch, dass jemand keinen Internetzugang hat oder die elektronische Übermittlung unzumutbar ist", so Karbe-Geßler. Betroffene müssen die Härtefallregelung selbst beantragen – ein wichtiger Punkt, den viele übersehen könnten.
Häufig gestellte Fragen zum digitalen Steuerbescheid
Kann ich auch nach 2026 noch Papierbescheide erhalten?
Ja, das ist weiterhin möglich. Sie müssen lediglich im Elster-Portal unter "Einwilligung zur elektronischen Bekanntgabe" der digitalen Zustellung widersprechen. Dieser Widerspruch gilt dauerhaft und muss nicht jährlich erneuert werden. Alternativ können Sie die Härtefallregelung beantragen, wenn Ihnen die digitale Kommunikation nicht zumutbar ist.
Was passiert, wenn ich meinen digitalen Steuerbescheid zu spät entdecke?
Die Einspruchsfrist beginnt vier Tage nach Bereitstellung des Bescheids im Elster-Postfach – unabhängig davon, wann Sie ihn tatsächlich abrufen. Deshalb ist es wichtig, die E-Mail-Benachrichtigung zu aktivieren und Ihr Postfach regelmäßig zu kontrollieren. Versäumen Sie die Frist, wird ein Einspruch deutlich schwieriger.
Welche Dokumente werden ab 2026 digital zugestellt?
Neben dem Einkommensteuerbescheid werden auch Messbescheide, Feststellungsbescheide und weitere Verwaltungsakte der Finanzverwaltung digital bereitgestellt. Das Ziel ist eine vollständig digitale Kommunikation zwischen Ihnen und dem Finanzamt. Der digitale Bescheid ist rechtlich einem Papierbescheid gleichgestellt.