24. Juni 2022 – Radio Brocken
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat die Alarmstufe Gas ausgerufen. Verbraucherschützer warnen, dass dadurch eine spezielle Preisregel greift. Diese könnte Gas in den nächsten Wochen und Monaten teurer machen.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat die zweite Krisenstufe im Notfallplan Gas ausgerufen. Grund dafür sind die seit Mitte Juni bestehende Kürzung der russischen Gaslieferungen sowie die hohen Preise am Gasmarkt.
Die Lage sei derzeit „angespannt“, die Versorgungssicherheit aber gewährleistet. Habeck sprach von einer „Gaskrise“.
Energieversorger in Sachsen-Anhalt erhöhen aktuell die Preise
Die Preisspirale dreht sich weiter nach oben. Versorger in Sachsen-Anhalt erhöhen aktuell die Preise um bis zu 59 Prozent. Sonderkündigungsrechte erhalten die Anbieter trotz Alarmstufe vorerst aber nicht.
In Sachsen-Anhalt müssen sich hunderttausende Verbraucher auf weiter steigende Gaspreise einstellen. Nach Angaben des Vergleichsportals Verivox erhöhen die Energieversorger bei uns im Land aktuell ihre Tarife. So hat der hallesche Versorger EVH im Juni den Preis um 59 Prozent angehoben, der große Regionalversorger Envia-M/Mitgas hebt die Tarife in der Grundversorgung zum Juli um 45 Prozent an, und die Stadtwerke Wittenberg folgen im August mit 45,7 Prozent.
Zahlte eine Familie in Deutschland mit einem jährlichen Gasverbrauch von 20.000 Kilowattstunden im April 2021 im Durchschnitt noch 1.184 Euro im Jahr, sind es aktuell 2.787 Euro. Das ist ein Anstieg um 135 Prozent!
Alarmstufe Notfallplan Gas
Am Donnerstag hat die Bundesregierung nach der drastischen Verringerung der Gaslieferungen durch Russland die Alarmstufe im Notfallplan Gas ausgerufen. „Gas ist von nun an ein knappes Gut in Deutschland“, sagte Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne). Die Versorgungssicherheit sei zur Zeit aber gewährleistet. Habeck hat darauf verzichtet, dass die Versorgungsunternehmen die Möglichkeit erhalten, ihre Gaspreise außerplanmäßig zu erhöhen.
Mit mehreren Maßnahmen will die Bundesregierung gegen die Verschärfung der Gaskrise vorgehen. Unter anderem sollen Reserve-Kohlekraftwerke die Stromerzeugung aus Gaskraftwerken ersetzen.
Was muss ich jetzt tun?
In der Regel sind Gas-Haushalten die Hände gebunden.
Sollte die Bundesnetzagentur auf der jetzigen Grundlage eine „erhebliche Reduzierung der Gesamtgasimportmengen nach Deutschland“ feststellen, dann würde der Paragraf 24 des Energiesicherheitsgesetzes gelten, Somit wären Preisgarantien, Alt-Tarife und Preisbindungen aufgehoben. Die Preise steigen. Verbraucherinnen und Verbraucher sollten grundsätzlich die Entwicklungen beobachten. Ihr Gasversorger informiert Sie per Brief über die möglichen Anpassungen.
In diesem Fall sollten Sie Ihren Gasverbrauch kennen und möglicherweise die Abschlagszahlungen so anpassen, dass Sie gegen Ende des Jahres hohe Nachzahlungen vermeiden.
Natürlich hilft auch, beim Gas zu sparen oder Ihr Eigenheim energetisch zu sanieren. Auch über Alternativen zur Gasheizung sollten Sie nachdenken. Aber um eine Gasheizung umzurüsten, sollten Sie viel Geld, Geduld und auch Zeit mitbringen. Denn vor allem Wärmepumpen sind bei Gaskundinnen und Gaskunden beliebt. Handwerksbetriebe melden eine erhöhte Nachfrage und einen Auftragsstau.
Mieterinnen und Mieter, die mit Gas heizen, sollten sich früh mit Vermietern über eine mögliche Anpassung der Gas-Abschlagszahlungen austauschen. Sofern Ihr Einkommen es ermöglicht, sollten Sie jetzt schon anfangen, Geld auf die Seite zu legen.