18. November 2025 – dpa Nachrichten
Bis Mitte 2028 müssen alle Städte und Gemeinden in Deutschland einen Wärmeplan haben. Halle steckt mitten in der Umsetzung und trotzt dabei so mancher Herausforderung.
Als eine von vielen Städten wird in Halle derzeit an einem Wärmeplan gearbeitet - dabei hat die Saalestadt laut Experten entscheidende Vorteile gegenüber anderen Kommunen in Deutschland. «Sämtliche Beteiligte wie große Verbraucher müssen eingebunden werden. Dass ein Netzwerk schon so früh entsteht, wie in Halle, ist wirklich besonders», sagte der Leiter des Kompetenzzentrums Kommunale Wärmewende (KWW), Robert Brückmann, im Interview der Deutschen Presse-Agentur. Das Zentrum mit Sitz in Halle unterstützt Städte und Gemeinden bundesweit bei der Erstellung eines Wärmeplans.
Vorgesehen ist, dass alle Großstädte in Deutschland bis Ende Juni 2026 Wärmepläne erstellt haben. Kleinere Städte und Gemeinden mit weniger als 100.000 Einwohnerinnen und Einwohnern haben bis Ende Juni 2028 Zeit.
Wie aus einer aktuellen KWW-Befragung hervorgeht, setzen in Deutschland immer mehr Kommunen die gesetzlich geforderten Wärmepläne um. Im Vergleich zum Vorjahr sei die Zahl der Kommunen, die in der Durchführung sind, um 20 Prozent gestiegen. Zugleich seien weniger Kommunen erst in der Vorbereitung. Insgesamt seien rund die Hälfte der Kommunen in Deutschland - vor allem die größeren Städte - laut der Umfrage in der Planungs- oder Durchführungsphase.
Kommunikation als Schlüssel zum Erfolg
In Halle wurde der Wärmeplan vor Kurzem den Einwohnerinnen und Einwohnern präsentiert - verbunden mit der Möglichkeit, Fragen oder Einwände loszuwerden. «Die gab es wohl aber nicht, zumindest vorerst. Wir gehen aber davon aus, dass im Zuge der Umsetzung Fragen, Hinweise und Vorschläge aufkommen», sagte Daniel Zwick von der Stadt Halle.
Der Schlüssel zum Erfolg in Sachen Wärmeplanung sei Kommunikation, betonte Brückmann. Und außerdem: «Während des gesamten Planungsprozesses muss immer an die Nutzenden gedacht werden.» Wichtig sei es, Perspektiven und Akzeptanz zu schaffen.
Was soll in Halle passieren?
In der Befragung gaben die befragten Kommunen auch, dass sie sich mit fehlendem Personal und dem Mehraufwand für den Know-How-Aufbau durch die Planung kämpften, erklärte das KWW. Für die Einwohnerinnen und Einwohner in Halle gibt es derzeit unter anderem digitale Helfer, die den Menschen erklären sollen, was in Zukunft auf sie zukommt.
Wichtig ist die kommunale Wärmeplanung für Bestandsbauten. Hauseigentümer sollen dadurch Klarheit haben, ob sie zum Beispiel an ein Fernwärmenetz angeschlossen werden oder ob sie sich bei einer neuen Heizung um eigene dezentrale Lösungen kümmern sollen - also zum Beispiel eine Wärmepumpe.
In der Saalestadt ist die Wärmeversorgung derzeit von fossilen Energieträgern abhängig. «Die Hälfte der Haushalte wird mit Fernwärme, die anderen werden durch Erdgas versorgt», sagte Katja Nowak von den Stadtwerken Halle. Vorgesehen sei, das Fernwärmenetz ausbauen. «Dort, wo Fernwärme auch in Zukunft nicht sinnvoll ist, wird die Wärmeversorgung strombasiert sein - also mittels Wärmepumpen.»
Bedarfsgerechte Planung
Damit diese Planung erfolgreich umgesetzt werden kann, gibt es in Halle schon lange die Energie-Initiative Halle (Saale) - eine Gruppe aus Vertreterinnen und Vertretern der Stadt, der Stadtwerke und den großen Energiekunden, unter anderem die organisierte Wohnungswirtschaft, Forschung, Krankenhäuser und Unternehmen. «Für die Wärmeplanung hat das vor allem einen Vorteil: Wir kommen an die Daten und können bedarfsgerecht planen», so Nowak. Außerdem kamen so alle an einen Tisch, die an Umsetzung und den Entscheidungen maßgeblich beteiligt sind.
Grundsätzlich laufe die Wärmeplanung im Groben in allen Kommunen in den gleichen Prozessphasen ab, erklärte Brückmann. «Erst gibt es eine Bestandserhebung und Potenzialanalyse, dabei werden Fachabteilungen, Experten und Großverbraucher einbezogen und dann kann sich die Öffentlichkeit an der Planung beteiligen.»
Brückmann: Halle ist «ein Leuchtturm»
Das Kompetenzzentrum im anhaltischen Halle ist Teil der Deutschen Energie-Agentur (dena) und soll die Kommunen bei der Erstellung der Wärmepläne unterstützen.
Halle sei «ein Leuchtturm» in Sachen Wärmeplanung, sagte der KWW-Leiter. Hier zeige sich unter anderem, wie wichtig es ist, sämtliche Beteiligte in die Planung mit einzubinden - obwohl es das Wärmeplanungsgesetz nicht zwangsweise vorgibt. «Wir werben aber dafür, möglichst früh mit möglichst vielen Menschen zu sprechen. Dennoch gibt es bundesweit Fälle, da werden einzelne Akteure erst sehr spät einbezogen. Und stellen dann fest: Die Planung passt nicht.»