15. September 2025 – dpa Nachrichten
Westchor oder nicht? Wo stört das Kunstwerk und wo steht es richtig? Die Debatte läuft und bekommt mehr Zeit. Der Dom verliert aber erstmal einen wichtigen Anziehungspunkt.
Der Cranach-Triegel-Altar aus dem Naumburger Dom zieht für zwei Jahre nach Rom um. Diesen Beschluss habe das Domkapitel am Sonntag gefasst, sagte eine Sprecherin der Vereinigten Domstifter in Naumburg auf Anfrage. Ab dem 2. November solle der Altar in einer Kapelle nahe des Petersdoms zu sehen sein, auf dem Campo Santo Teutonico - dem deutschen Friedhof im Vatikan. Die folgenden zwei Jahre sollten genutzt werden, um eine einvernehmliche Lösung zum Standort des Altars zu finden. Seit Jahren sorgt der Standort des Altars in der Welterbestätte Naumburger Dom für Streit.
Triegel hatte den zwischen 1517 und 1519 von Lukas Cranach dem Älteren geschaffenen und später teils zerstörten Altaraufsatz vervollständigt. Das Kunstwerk stand erstmalig von Juli bis Dezember 2022 im Westchor des Naumburger Doms zwischen den berühmten Stifterfiguren wie Uta von Naumburg. Dann wurde es für etwa ein Jahr im Diözesanmuseum in Paderborn in Nordrhein-Westfalen gezeigt, bevor es zurückkehrte in den Westchor des Naumburger Doms. Die Vereinigten Domstifter sahen den Altar dort an seinem Ursprungsort.
Eine andere Perspektive hat der Weltdenkmalrat Icomos. Er sieht durch das Kunstwerk die Sicht auf die berühmten hochmittelalterlichen Stifterfiguren gestört und fordert die Entfernung des Altars aus dem Westchor. Im Raum steht eine mögliche Aberkennung des Welterbetitels für den Dom.
Der Leipziger Maler Michael Triegel hatte schon vor fast zwei Jahren erklärt, dass er den Altar ganz bewusst für den Westchor geschaffen hat. An einem anderen Standort wäre das Werk ein «Museumsbild», aber keine liturgische Mitte mehr.