Beschäftigte fordern staatliche Hilfen in der Corona-Krise.
Auf dem Marktplatz in Halle demonstrieren am Nachmittag 50 Mitarbeiter von Reisebüros aus Halle und Umgebung. Der Protest ist Teil einer deutschlandweiten Aktion, bei der u.a. auch in Berlin, Hamburg und Leipzig Reisebüromitarbeiter demonstrieren. Nach Angaben der Veranstalter ist es die bisher größte Aktion dieser Art von Seiten der Tourismusbranche.
„Wir haben Angst und sind wütend“, sagt Katrin Brückner, die in Halle ein Reisebüro mit 2 Mitarbeitern betreibt. „Ohne einen staatlichen Fonds, der nicht zurückgezahlt werden muss, wird es bald keinen festen Ansprechpartner für Reisen mehr in Deutschland geben.“ Laut Brückner stehen von 11.000 Reisebüros in Deutschland rund 7.000 derzeit vor der Insolvenz. „Es kann nicht sein, dass die Leute und die Politiker erst aufwachen, wenn es die Reisebüros nicht mehr gibt.“ Bei der Demo in Halle wird deshalb symbolisch eine Schweigeminute für die Reisebüros abgehalten, die bereits insolvent gegangen sind. Für sie lassen die Teilnehmer zudem zahlreiche Luftballons aufsteigen.
„Allein von Urlaub in Deutschland können wir nicht leben.“
Ein großes Problem sind, laut Brückner, die Provisionen für Reisebüros. Weil Reisen in den meisten Fällen Wochen und Monate im Voraus gebucht werden, sind die Provisionen, die für die Reisebüros abfallen, bereits verplant, z.B. für Mieten oder die Gehälter der Mitarbeiter. Werden die Reisen storniert, reißt das bei den Reisebüros eine enorme Lücke in den Betrieb.
Durch die Corona-Krise ist der Tourismus praktisch zum Erliegen gekommen. Zahlreiche Länder haben ihre Grenzen geschlossen und Hotels verboten, Touristen aufzunehmen – auch für die Hotels in Sachsen-Anhalt gelten solche Einschränkungen. Hier gibt es zumindest einen Lichtblick: ab dem 28. Mai dürfen wieder Touristen aus anderen Bundesländern nach Sachsen-Anhalt kommen. Für Katrin Brückner allerdings nur ein schwacher Trost: „Allein von Urlaub in Deutschland können wir nicht leben.“
Demo Reisebüro Halle Corona