01. Juni 2025 – dpa Nachrichten
Der Schweizer Solarhersteller Meyer Burger beantragt die Eröffnung von Insolvenzverfahren für die deutschen Tochtergesellschaften. Betroffen auch der Standort in Thalheim - vier Jahre nach dem Start.
Der Solarhersteller Meyer Burger hat für seine deutschen Tochtergesellschaften jeweils die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beantragt. Betroffen ist in Sachsen-Anhalt die Solarzellenfertigung Meyer Burger Industries in Thalheim, das zu Bitterfeld-Wolfen gehört. An dem Standort arbeiten dem Unternehmen zufolge 331 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Erst am 1. Mai hatten sich Geschäftsleitung und Betriebsrat auf die Einführung von Kurzarbeit geeinigt. Meyer Burger kämpft schon seit Jahren mit Finanzschwierigkeiten.
Eine Sanierung zum Erhalt der Standorte sei bislang nicht erfolgreich gewesen, teilte das Unternehmen am Samstagabend in Thun in der Schweiz mit. «Sie sollen nun im Rahmen der Verfahren gemeinsam mit einem gerichtlich zu bestellenden vorläufigen Insolvenzverwalter fortgesetzt werden», hieß es. Neben dem deutschen Standort in Sachsen-Anhalt gibt es einen weiteren in Sachsen. Bei Meyer Burger Germany in Hohenstein-Ernstthal arbeiten aktuell 289 Menschen im Maschinenbau und in der Technologieentwicklung.
Spirit und Visionen in Thalheim
Armin Schenk (CDU), seit 2017 Oberbürgermeister von Bitterfeld-Wolfen, nannte die aktuellen Entwicklungen «bedauerlich und bedrückend». «Das ist ein bitterer Tag für Thalheim, Bitterfeld-Wolfen, Deutschland und Europa. Die Menschen arbeiten mit einem gewissen Spirit dort und tragen die Visionen von einst mit», sagte er am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur. Schenk hofft demnach auf das Insolvenzverfahren. «Das ist Zukunftstechnologie», sagte er.
Vor vier Jahren Produktionsstart in Thalheim
Im Mai 2021 hatte Meyer Burger in Sachsen-Anhalt mit der Produktion von Solarzellen begonnen. Thalheim war Jahre zuvor einer der größten Solarstandorte in Europa. Die Konkurrenz billiger Solarmodule aus Asien sorgte dann für eine Krise der Branche in Deutschland.
Meyer Burger hätte eigentlich bis zum 31. Mai seine Geschäftszahlen für 2024 vorlegen müssen. Vor dem Hintergrund der weiterlaufenden Finanzierungsgespräche zur Restrukturierung habe das Unternehmen eine Fristverlängerung beantragt.
Die Tochtergesellschaften in der Schweiz und in den USA sollen erhalten bleiben. Erst vor wenigen Tagen war die noch im Aufbau befindliche Solarmodulproduktion im US-Bundesstaat Arizona eingestellt worden. Die Produktion dort war mit in Deutschland hergestellten Solarzellen vorgesehen.