Leichterer Zugang zu Studienplätzen im Gespräch.
Sollten Abiturienten in diesem Jahr leichter an Studienplätze kommen, wenn ihr Abitur in Zeiten der Corona-Krise deutlich schlechter ausfällt? Diese Idee hat der Präsident des deutschen Hochschulverbandes, Bernhard Kempen, ins Spiel gebracht. Auch Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister zeigt sich offen für diesen Vorschlag.
Für Jens Strackeljahn, den Rektor der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, birgt die Idee aber viele Probleme. Unter anderem konkurrieren die Abiturienten aus diesem Jahr mit Absolventen aus dem letzten Jahr und könnten durch einen Corona-Bonus mit einem schlechterem Schnitt einen Wunschstudiengang bekommen, der Absolventen aus dem letzten Jahr mit gleichem oder besseren Schnitt verwehrt wurde. „Ich halte das für sehr problematisch – letztlich auch rechtlich“, sagt Strackeljahn.
Für besonders beliebte Studiengänge wie Medizin oder Psychologie wird der Numerus Clausus außerdem bundesweit festgelegt. Die Hochschulen in Sachsen-Anhalt haben da ohnehin keine Möglichkeit, selbst die Anforderungen zu lockern.
Dabei betont Strackeljahn gleichzeitig, dass das Abitur 2020 auf jeden Fall ein außergewöhnliches Abi ist, auch mit einem ganz persönlichen Hintergrund. „Unsere jüngste Tochter ist selbst Abiturientin und ich hab sie zu Hause im Home-Office lernen sehen. Man kann sich definitiv besser aufs Abi vorbereiten als in diesem Jahr.“
Trotzdem bleibt er skeptisch, ob die Idee eines Corona-Bonus überhaupt praktisch umgesetzt werden kann. Zudem rechnet Strackeljahn damit, dass durch die Corona-Krise weniger Studierende aus dem Ausland an die Hochschulen nach Sachsen-Anhalt kommen und deshalb auch mehr Plätze zur Verfügung stehen werden. Mit Blick auf die Schwierigkeiten des möglichen Corona-Bonus empfiehlt er deshalb erstmal abwarten, wie denn die Noten des diesjährigen Abiturjahrgangs überhaupt ausfallen werden. In den vergangenen Jahren hat sich der Durchschnitt zwischen 2,4 und 2,6 bewegt, eine sehr geringe Schwankung.
In Sachsen-Anhalt sind derzeit rund 6.400 Abiturienten in ihren Prüfungen. Durch die Corona-Krise gibt es in diesem Jahr erstmals 2 Prüfungsblöcke, die sich die Schüler aussuchen konnten.
