05. August 2025 – dpa Nachrichten
Für Zugbegleiter in Sachsen-Anhalt wird der Arbeitsalltag zunehmend zur Belastungsprobe. Die Zahl verbaler Angriffe steigt - Bahnunternehmen suchen händeringend nach Schutzlösungen für ihr Personal.
Beleidigungen, Beschimpfungen und aggressives Verhalten gehören in Zügen in Sachsen-Anhalt vielerorts zum Alltag. Dieses Verhalten von Reisenden stellt die Bahnunternehmen zunehmend vor Herausforderungen, wie mehrere Bahnunternehmen auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur berichten.
«Aus unserer Sicht hat das Aggressionspotenzial gegenüber Zugpersonal in den letzten Jahren spürbar zugenommen», teilte die Mitteldeutsche Regiobahn (MRB) mit. Vor allem bei Fahrkartenkontrollen, wenn Fahrgäste ohne gültiges Ticket zur Zahlung eines Bußgelds aufgefordert werden, oder unter Alkoholeinfluss komme es häufig zu respektlosem Verhalten, Bedrohungen und Übergriffen. Diese Entwicklung sei besorgniserregend, da sie Personal belaste und das Sicherheitsgefühl der Fahrgäste beeinträchtige.
Auch beim privaten Bahnunternehmen Abellio gab es im ersten Halbjahr 2025 deutlich mehr verbale Übergriffe. Zwar sank die Zahl der gemeldeten körperlichen Angriffe im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 19 auf 10, aber Beschimpfungen und aggressives Verhalten hätten spürbar zugenommen. Die Hemmschwelle für derartiges Verhalten sei in den vergangenen Jahren deutlich gesunken, so das Unternehmen.
Bahnunternehmen reagieren mit Gegenmaßnahmen
Beide Bahnunternehmen setzen zur Verbesserung der Sicherheit auf eine Kombination aus präventiven Maßnahmen und technischer Ausstattung. Die MRB schult ihr Fahrpersonal nach eigenen Angaben regelmäßig in Deeskalation und Kommunikation, setzt in bestimmten Regionen auf Sicherheitsdienste und arbeitet eng mit der Bundespolizei zusammen. Auch Abellio führt gezielte Deeskalationstrainings durch und richtet den Einsatz von Sicherheitspersonal flexibel nach gemeldeten Vorfällen aus.
Bei der Deutschen Bahn gibt es ebenfalls zunehmend Probleme mit aggressivem Verhalten gegenüber Mitarbeitenden. «Wie Polizeien, Feuerwehren und Rettungsdienste bekommen auch wir mehr Aggressivität zu spüren», heißt es von der Bahn. Übergriffe gebe es unter anderem bei Kontrollen und Großveranstaltungen.
Deutsche Bahn setzt auf Bodycams
Im vergangenen Jahr wurden bundesweit 3.324 körperliche Übergriffe auf Mitarbeitende registriert - knapp sechs Prozent mehr als im Vorjahr. Rund die Hälfte betraf das Zugpersonal im Regionalverkehr. 2023 gab es mehr als 1.300 Übergriffe allein auf Zugbegleiter im Nahverkehr.
Zum besseren Schutz setzt die Bahn seit 2024 verstärkt auf Bodycams, die nach eigenen Angaben deeskalierend wirken und gerichtsverwertbares Videomaterial liefern. Bei der DB Regio Südost sind bereits etwa 100 Kameras im Einsatz. Ergänzt wird das Sicherheitskonzept durch einen Prio-Ruf, mit dem Mitarbeitende unauffällig Hilfe anfordern können.