16. September 2025 – Radio Brocken

Regionalliga Nordost

Stellungnahme zum Heimspiel gegen die BSG Chemie Leipzig

Der Hallesche FC hat das Heimspiel gegen die BSG Chemie Leipzig am vergangenen Freitag – wie angekündigt – intensiv nachbereitet.

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Die Fans dankten den Spielern des Halleschen FC für ihren Einsatz. , Foto: Hendrik Schmidt/dpa

Am heutigen Nachmittag fand eine ausführliche Sicherheitsnachbesprechung im LEUNA-CHEMIE-STADION statt. Neben den Verantwortlichen des HFC waren Polizei, Ordnungsdienst und Stadionbetriebsgesellschaft beteiligt.

Wir möchten die Ereignisse zusammenfassen, unsere Haltung klarstellen und aufzeigen, welche Maßnahmen bereits eingeleitet wurden.

1. Vorbereitung & Verantwortung

Die Partie war als Hochsicherheitsspiel eingestuft. Der HFC hat gemeinsam mit Polizei, Ordnungsdienst, Stadionbetriebsgesellschaft und dem Gastverein intensiv an einem sicheren Ablauf gearbeitet. Der Gästebereich wurde vor Stadionöffnung gründlich kontrolliert, es gab Vorkontrollen und 1:1-Kontrollen.

Trotz dieser Maßnahmen gelang es einzelnen Personen, Werkzeuge und verbotene Gegenstände ins Stadion einzubringen.

2. Ereignisse am Spieltag

Vor dem Anpfiff

Bereits beim Eintreten in den Gästeblock war ein erheblicher Teil der Gästefans vermummt. Unmittelbar nach dem Einlass wurden die ersten Polenböller gezündet und eine großflächige schwarze Plane am Zaun zum Heimbereich angebracht, um verdeckt agieren zu können. Anschließend wurden zwei Schlossanlagen an Fluchttüren aufgebrochen, offenbar um den Übergang zum Heimbereich zu erzwingen.

Nur durch das sofortige Eingreifen von Ordnungsdienst und Polizei konnte ein Durchbruch verhindert werden. Im Zuge dieser Auseinandersetzungen wurde ein Ordner durch eine Fahnenstange schwer am Auge verletzt und musste in ein Krankenhaus gebracht werden.

Gezielte Angriffe in Heimbereiche

Noch vor dem Anpfiff wurden mehrfach Böller und Leuchtspurmunition aus dem Gästeblock gezielt in Richtung der Heimbereiche – auch in Bereiche mit Familien – geschossen. Ein HFC-Fan erlitt dabei eine schwere Beinverletzung durch eine Rakete und musste ins Krankenhaus eingeliefert werden. Zwei weitere Fans erlitten Knalltraumata.

Während des Spiels

Auch während der 90 Minuten setzten sich Provokationen aus dem Gästeblock fort: Böller wurden in den Innenraum geworfen und Leuchtspurmunition abgeschossen. Der Stadionsprecher reagierte mehrfach mit klaren Durchsagen und forderte die sofortige Einstellung der Handlungen. Weitere Verletzte gab es in dieser Phase nicht, die Stimmung blieb jedoch durchgängig aufgeheizt.

Nach dem Abpfiff

Unmittelbar nach Spielende wurden erneut Böller, Pyrofackeln und Leuchtspurmunition in den Innenraum sowie in Heimbereiche geschossen. Daraufhin überstiegen mehrere Heimfans den Zaun in Block 19 sowie vereinzelt auch aus Block 12, betraten den Innenraum und bewegten sich in Richtung des Gästeblocks. Ordnungsdienst, Polizei und HFC-Mitarbeiter drängten sie konsequent zurück in die Blöcke.

Während dieser Rückführungsphase kam es zu einem weiteren auslösenden Vorfall:

Ein HFC-Fan wurde von zwei Gästespielern mit Anlauf zu Boden gebracht und auch am Boden geschlagen. Nach den vorliegenden Videoaufnahmen und Zeugenaussagen ist derzeit nicht erkennbar, dass es sich um eine Notwehrreaktion handelte. Die weiteren Ermittlungen der Polizei werden diesen Sachverhalt klären müssen.

Diese Situation führte zu einer deutlichen Emotionalisierung der Heimfans, die sich daraufhin zum Teil in Richtung der Gästespieler bewegten, offenbar um ihren Unmut zu äußern. Nach dem aktuellen Stand der Bild- und Zeugenauswertungen können wir nicht bestätigen, dass es dabei zu direkten Konfrontationen zwischen HFC-Fans und Spielern gekommen ist.

Der Ordnungsdienst brachte daraufhin die Mannschaft von BSG Chemie Leipzig umgehend in die Katakomben. Mehrere HFC-Mitarbeiter stellten sich aktiv zwischen die aufgebrachten Fans und die Gästespieler, um eine direkte Eskalation zu verhindern.

In diesem Verlauf kam es zu einer grob unsportlichen Handlung eines HFC-Spielers, der an diesem Spieltag nicht im Kader stand. Dieser blockte einen Gästespieler beim Rückweg in die Mixed Zone.

3. Haltung des HFC

Der Hallesche FC verurteilt jede Form von Gewalt – egal ob von Heim- oder Gästefans – klar und unmissverständlich. Wir danken Polizei, Ordnungsdienst und allen Beteiligten für ihren Einsatz, der ein direktes Aufeinandertreffen der Fanlager verhindert hat.

Wir wünschen allen verletzten Personen – insbesondere dem schwer verletzten Ordner und den durch Raketen getroffenen Fans – eine schnelle und vollständige Genesung. Vertreter des HFC werden persönlich den Kontakt zu diesen Personen suchen, um ihre Unterstützung und Genesungswünsche zu überbringen.

4. Maßnahmen & Ausblick

Bereits heute hat der HFC folgende Schritte eingeleitet:

Identifizierung & Konsequenzen: Wir haben die Polizei um die Identifizierung von Tätern gebeten. Auf Grundlage der Stadionverbotsrichtlinien werden entsprechende Verfahren eingeleitet. Dabei werden wir berücksichtigen, dass es auch Heimfans gab, die aktiv zur Deeskalation beigetragen und andere Fans zurückgeführt haben.

Bauliche und organisatorische Maßnahmen: Im Stadion hat eine erste Begehung der kritischen Bereiche stattgefunden, weitere werden folgen. Ziel ist ein erweitertes Sicherheitskonzept mit baulichen Anpassungen, um künftige Vorfälle besser zu verhindern.

Interne Aufarbeitung: Mit dem beteiligten HFC-Spieler wurde gesprochen. Der betroffene Spieler hat sein Fehlverhalten eingesehen und sich unmittelbar im Spielertunnel mit dem Gästespieler ausgesprochen. In diesem Zusammenhang verurteilen wir jegliche persönlichen Anfeindungen und Beschimpfungen, auch in Form von privaten Nachrichten über soziale Medien, aufs Schärfste.

Transparenz & Zusammenarbeit: Der HFC arbeitet aktiv an der weiteren Aufklärung der Ereignisse mit, bereitet eine offizielle Stellungnahme an den NOFV vor und wird alle Erkenntnisse zur Verfügung stellen.

Der Hallesche FC wird die Aufarbeitung in enger Abstimmung mit allen Sicherheitsträgern fortsetzen und die notwendigen Konsequenzen ziehen, um ein Wiederholen dieser Ereignisse zu verhindern.

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