12. November 2025 – dpa Nachrichten
Jungsteinzeit und die frühe Bronzezeit vor 4.800 bis 3.550 Jahren werden im Landesmuseums für Vorgeschichte Halle neu präsentiert. Es gibt außergewöhnliche Einblicke.
Nach umfassender Umgestaltung ist im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle der Bereich «Bronzerausch» wiedereröffnet worden. Damit zeige das Museum, wie «dynamisch und forschungsstark Archäologie ist», sagte Sachsen-Anhalts Kulturminister Rainer Robra (CDU). Forschung, Vermittlung und Gestaltung würden auf einzigartige Weise verbunden und machten Sachsen-Anhalt als Land der Himmelsscheibe zu einem Zentrum der europäischen Frühgeschichte. Auf 190 Quadratmetern gibt es rund 850 Exponate zu sehen. Der neu gestaltete Bereich «Bronzerausch» umfasst die Zeit vor etwa 4.800 bis 3.550 Jahren.
Blickfang ist die Installation mit der hölzernen Totenlade aus dem Fürstengrab von Helmsdorf, das 1907 im heutigen Landkreis Mansfeld-Südharz entdeckt wurde. Die Form der hölzernen Grabkammer wird von der Vitrine aufgegriffen. Über ihr schwebt eine überdimensionale, schwarze Pyramide. Sie soll zum einen die damals streng hierarchisch organisierte Gesellschaft mit einem mächtigen Alleinherrscher an der Spitze symbolisieren, so Landesarchäologe Harald Meller. Zugleich erinnert die Installation an die sogenannte Schwarze Pyramide eines ägyptischen Pharaos, die etwa zeitgleich errichtet wurde.
Gerahmt wird die Totenlade durch die goldenen Ornate und weitere Grabbeigaben sowie einige monumentale Mahlsteine. Die Ausstellung zeigt zudem umfangreiche Funde mit Waffen aus der Region um Dieskau sowie Schmuckdepots aus Domsen und Teicha, die erstmals ein Licht auf wohlhabende Frauen der Aunjetitzer Kultur werfen. Die Aunjetitzer Kultur ist eine frühbronzezeitliche Kultur Mitteleuropas, die vor etwa 4.300 bis 3.600 Jahren existierte. Sie ist nach dem Ort Aunjetitz, heute Únětice, Tschechien, benannt, wo erste Funde gemacht wurden.
Erstmals sind auch Funde aus der bislang größten frühbronzezeitlichen Siedlung Mitteleuropas bei Pömmelte und Schönebeck (Salzlandkreis) ausgestellt. Darunter ist ein Depot von zehn Tassen. Die darin enthaltenen, mit bloßem Auge nicht sichtbaren Rückstände, wurden mit modernen Analysen als Spuren von Milchprodukten und Wiederkäuerfetten identifiziert.
Auch neue Erkenntnisse zur Herstellung der Himmelsscheibe von Nebra werden präsentiert. Dazu gehört auch die Herkunft ihrer Rohstoffe und der auf der Himmelsscheibe codierten Ideen. Eine nachtschwarze Rekonstruktion veranschaulicht ihr ursprüngliches Aussehen. Es gibt Informationen über das weitreichende Handelsnetz der Bronzezeit, das von den Britischen Inseln bis in den Vorderen Orient reichte. Bernstein, Kupfer und Zinn spielten dabei ebenso eine Rolle wie später Glasperlen aus Mesopotamien und Ägypten.